Während der Nachtwache bei Köndgen in Barmen habe ich mir den neuen Roman von Katharina Hagena geschnappt und verschlungen. „Vom Schlafen und Verschwinden“ – welcher Titel würde besser zu zwei durchgemachten Nächten passen?!
Nach dem wunderschönen Roman „Der Geschmack von Apfelkernen“ hatte ich ein wenig Angst davor, von dem neuen Buch enttäuscht zu werden. Aber weit gefehlt! Katharina Hagena schreibt wieder über das Erinnern und Vergessen. Und wieder macht sie das ganz großartig! Häufig spürt man die Joyce-Kennerin in den brillianten Sätzen, ihr Wortschatz ist riesig und sie weiß ihn einzusetzen.
Die Handlung ist vielschichtig: die Ärztin und Schlafforscherin Ellen liegt wach und erinnert sich an die Zeit, als ihre Mutter im Sterben lag und ihr Vater mit einem kleinen Chor gegen den Tod ansingen wollte. In dem Chor ist auch Marthe, die Fremde, grau und kranichgleich. Ihre Notizen bilden den zweiten Handlungsstrang. Diese Erzählweise macht den Roman unheimlich spannend, durch die Niederschriften von Marthe ahnt der Leser, dass etwas Unheilvolles geschehen wird. „Alles ist voller Zeichen“.
Ein sehr, sehr schönes Buch!
Almuth Brenner