[Sanja bloggt]: Franziska Moll – Egal wohin

Franziska Moll – Egal wohin
Loewe-Verlag
221 Seiten
ISBN: 978-3-7855-8022-6
12,95 €
ab 14 Jahren

Zur Autorin: 
Franziksa Moll lebt in der Nähe von Köln. Sie lernte an der Internationalen Filmschule das Drehbuchschreiben und entwickelte Sitcoms und Filmideen. Dann wechselte sie das Metier und schreibt jetzt nur noch Romane.

Zum Buch: 
Jo ist siebzehn Jahre alt und kann ihren achtzehnten Geburtstag kaum erwarten. Dann ist sie volljährig und will von zu Hause abhauen und alles hinter sich lassen. Mit Koch ein neues Leben auf Kreta beginnen und ein eigenes Restaurant eröffnen. Koch, der nicht Koch heißt, aber Koch ist. Mehr weiß Jo nicht von ihm. Das genügt ihr jedoch für ein neues Leben.
All die schrecklichen Erinnerungen an ihr altes Leben will sie hinter sich lassen.
Eines Tages ist Koch jedoch verschwunden und mit ihm das ganze gesparte Geld für Kreta. Jo wartet. In ihr lebt ein Hoffnungsschimmer, dass Koch zum vereinbarten Treffpunkt wieder auftaucht. In dieser Zeit ist Amar ihr eine große Stütze. Er ist ein Asylbewerber der ebenfalls im gleichen Restaurant wie Jo und Koch arbeitet. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Koch und finden am Ende sich selbst.

Meine Meinung: 
Jo, eigentlich Johanna lebt ihr eigenes Leben und will sich nicht den Konventionen ihrer Umwelt unterwerfen. Sie ist Kind wohlhabender Eltern und wohnt doch in einem Gartenhaus. Sie will auch äußerlich das genaue Gegenteil von ihrer Mutter sein und hat sich die Haare kurz geschoren. Sie soll ihr Abitur nachholen, doch Jo kellnert lieber in jenem heruntergekommenen Restaurant.
Dort hat sie Koch kennengelernt, der ihr eine große Hilfe im Leben ist. Koch, der immer eine Lebensweisheit von sich gibt und den Jo oft zitiert. Jo will so sein wie er und möchte mit ihm nach Kreta abhauen, um dort ein Restaurant zu eröffnen. Dafür lernt sie sogar extra Griechisch.

Die Geschichte beginnt elf Tage vor ihrem Geburtstag und zählt die Tage dann rückwärts. Am zehnten Tag ist Koch plötzlich verschwunden, ohne ein Wort. Dafür hat er anscheinend Amar ins Vertrauen gezogen. Amar, der die Teller spült. Ausgerechnet ihn!

Jo ist verwirrt und verletzt zugleich. Sie verhält sich Amar gegenüber kalt und abweisend. Sie stößt Amar immer wieder fort, doch er bleibt bei ihr und kümmert sich um sie. Amar, der das Leben mehr verstanden hat als sie.

Amar nickt. Er pustet in seinen Kaffee, nimmt einen vorsichtigen Schluck. „Menschen vergessen, was ist Liebe“, sagt er. „Und ohne Liebe, Mensch vergisst, wer Mensch ist“.
Franziska Moll // Egal wohin // S. 148

Jo ist ein Charakter mit Ecken und Kanten, der in keine Schublade gesteckt werden will. Auch wenn sie ihre Mitmenschen nur verletzen möchte, steckt in ihr doch selbst eine verletzte Seele.

„Egal wohin“ – der Titel ist Programm: Jo will einfach nur weg – ganz egal wohin. Weg von ihren Eltern, die ihr keine Hilfe und Stütze sind in der schweren Zeit.

Was Jo letztendlich erlebt hat und warum sie so garstig ist, wird Stück für Stück enthüllt. Man lernt sich ihr ganz langsam zu nähern. Das ist gut so, denn Jo ist wahrlich keine einfache Persönlichkeit.

Das Buch hat mehr zu bieten, als es auf den ersten Blick scheint. Es handelt von Verlust, Trauerbewältigung und der Hoffnung auf einen Neuanfang. Es ist keine leichte Liebesgeschichte; es handelt vielmehr von der Suche nach der eigenen Identität und dem Ausbruch der aufgebürdeten Enge und Konventionen.

Trotzdem hatte ich meine Probleme, da mir alles nicht rund genug erschien. Als wenn etwas fehlen würde, dass ich nicht packen kann.

Fazit: 
Mich hat die Geschichte traurig und hoffnungslos zugleich zurückgelassen. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Eine Geschichte, die erst einmal verdaut werden will aber auch Hoffnung birgt.

Sanja

[Sanja bloggt]: Lilly Lindner – Was fehlt, wenn ich verschwunden bin

Lilly Lindner – Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
Fischerverlag
397 Seiten
ISBN: 978-3-7335-0093-1
9,99 €
ab 14 Jahren

Zur Autorin:
Lilly Lindner wurde 1985 in Berlin geboren. Im Jahre 2011 veröffentlichte sie ihre Autobiografie, die sofort zum Besteller wurde. Sie gilt als literarisches Ausnahmetalent. Heute tourt sie quer durch die Republik und betreibt Öffentlichkeitsarbeit an Schulen.
Mehr unter www.lillylindner.de

Zum Buch:
April ist 16 Jahre alt und bekämpft seit Wochen ihre Magersucht in einer Klinik. Ihre Schwester Phoebe ist erst 9 Jahren alt und versteht das alles nicht. Wieso kann sie ihre Schwester nicht besuchen? Wann kommt April endlich nach Hause? Die eigenen Eltern sind ihr keine Hilfe und geben nur ausweichende Antworten. So beginnt Phoebe ihrer Schwester Briefe zu schreiben. Briefe, die nie beantwortet werden. Doch Phoebe ist sich sicher, dass April sie liest und dass sie ihr helfen werden in der dieser haltlosen Zeit.

Meine Meinung:
Wie soll man eine Rezension über ein Buch schreiben, wenn man gar nicht weiß, wie? Wo soll man anfangen? Was schreibt man?

Das Buch lag schon lange auf meinem SUB. Warum ich ausgerechnet jetzt dazu gegriffen habe, weiß ich gar nicht. Auch hatte ich dazu vorher gar keine Meinungen von anderen gehört oder gelesen, sodass ich völlig unvoreingenommen an dieses Buch heranging.

Zunächst war ich zwiegespalten. Bestand das Buch wirklich nur aus Briefen? Wo ist die aktive Handlung? Gibt es auch Briefe von April? Hm, ich war skeptisch. Irgendwie ist der Funke nicht übergesprungen. Ich las weiter. Und dann machte es „BÄM“!

Phoebe versteht nicht, warum April in eine Klinik eingewiesen wurde und sie ihre Schwester nicht besuchen kann. Die Fragen bleiben von den Eltern unbeantwortet. Mehr noch, sie wird mit ihren Sorgen alleine gelassen, da sich die Eltern völlig abkapseln. Sie sind mit der Situation überfordert und haben auch keine Zeit mehr für Phoebe. Zeit zum Streiten haben sie indes schon. Das ganze Glück ist im Hause abhanden gekommen.

Aber um ein Lachen sollte man normalerweisen auch nicht bitten müssen. Ein Lachen sollte man geschenkt bekommen.
So wie Liebe.
Und Ostereier.
Lilly Lindner // Was fehlt, wenn ich verschwunden bin // S. 15

So beginnt Phoebe Briefe an ihre Schwester zu schreiben. Briefe, die nie beantwortet werden: Sie erzählt April von ihrem Alltag, ihren Sorgen und Fragen. Sie beginnt, selbst Antworten zu finden, wo ihr diese von den  Erwachsenen verwehrt bleiben. Und doch ist da der kleine Hoffnungsschimmer, dass April bald nach Hause kehren wird.

Nach und nach erfahren wir immer mehr über Phoebe. Sie ist außergewöhnlich weit für ihr Alter. Sie hinterfragt den Sinn der Wörter, wirbelt sie durcheinander und ordnet sie neu an, sodass sie eine andere Bedeutung erhalten. Doch den Eltern ist das ganze Gerede zuviel. Sie haben einfach keine Lust und keine Energie sich mit ihrer Tochter auseinanderzusetzen.

Im zweiten Teil des Buches, in dem man endlich Antworten auf alle nagenden Fragen erhält, berichtet April über die Dinge aus ihrer Sicht. Plötzlich ergibt alles einen Sinn. Handlungsstränge werden miteinander verknüpft. Ich habe große Augen gemacht, denn die gesamte Tragweite des Unglücks war mir nicht klar.

April und Phoebe. Zwei Schwestern, beide wortgewandt und vom Leben und den äußeren Umständen ausgebremst. Die Eltern sind mit Ihnen überfordert; können ihnen nicht das Wasser reichen. Sie werden sich ihrer eigenen Unzulänglichkeiten kaum bewusst und verdrängen daher, dass sie selbst kalt und grausam sind.

Mit zehn Jahren wusste ich, dass ich ein Fremdwesen bin. Ein Fremdwesen in einem Fremdkörper, mit einer fremden Seele und einem fremden Verstand.
Lilly Lindner // Was fehlt, wenn ich verschwunden bin // S. 301

Lilly Lindner beweist mit ihrem ersten Jugendbuch eine wahre Wortakrobatik und das alles vor einem ernstzunehmenden Hintergrund. Zum einen ist da die Krankheit, an der die Familie zu zerbrechen droht und auf der andere Seite ist da die Zerbrechlichkeit einer Kinderseele, die keine Heilung findet.

Fazit:
Was am Ende bleibt ist nicht viel und doch alles:  Jeder Mensch ist einzigartig und hat es verdient geliebt zu werden. Ein Buch zum wieder-und-immer-wieder-lesen von  einer großartigen Erzählerin.
Dramatisch, offen und ehrlich.

Sanja

[Sanja bloggt]: Britta Sabbag / Maite Kelly / Joëlle Tourlonias – Die kleine Hummel Bommel


Britta Sabbag / Maite Kelly / Joëlle Tourlonias – Die kleine Hummel Bommel

ars Edition
32 Seiten
ISBN: 978-3-8458-0637-2
12,95 €
Empfohlen für kleine Hummeln ab 4 Jahren

Die Autorinnen: 
Britta Sabbag wurde im Jahre 1978 in Osnabrück geboren. Sie studierte Sprachwissenschaften, Psychologie und Pädagogik. Sie schreibt seit 2009 erfolgreich Romane und Jugendbücher. Ihr erster Roman Pinguinwetter diente sogar als Vorlage für ein Theaterstück.

Maite Kelly wurde im Jahre 1979 als zweitjüngstes Kind der Kelly Family geboren. Sie arbeitet u.a. als Sängerin, Tänzerin, Texterin und Schauspielerin.

Joëlle Tourlonias wurde im Jahre 1985 in Hanau geboren. Sie hat Visuelle Kommunikation mit dem Schwerpunkt Illustration und Malerei an der Bauhaus Universität in Weimar studiert. Im Jahre 2009 machte sie sich selbstständig.

Zum Buch: 
Die kleine Hummel Bommel wird von den anderen Insektenkindern gehänselt, weil sie mit ihren kurzen Flügelchen niemals richtig fliegen lernen kann. Bommel macht sich zu Fuß (in roten Chucks!) auf den Weg, um andere Insekten zu befragen, warum seine Flügel so anders sind. Schon bald erkennt er, dass jedes Insekt einzigartig ist und die Antwort darauf ebenso vielfältig. Doch es kommt nicht nur auf die Größe der Flügel an, sondern vor allem der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, der wahre Wunder bewirken kann!

Meine Meinung: 
Wenn drei großartige Frauen zusammenarbeiten und jede für sich diesem Projekt die eigene Würze beimischt, kann nur ein wundervolles Ergebnis daraus entstehen!
Bereits kurz nach der Erstveröffentlichung war dieses Buch vergriffen und musste nachgedruckt werden.

Die kleine Hummel Bommel hat sich ganz leise mit mein Herz geschlichen. Die liebevollen Zeichnungen von Joëlle Tourlonias ergänzen die Geschichte perfekt. Abgerundet und vor allem unterstrichen wird die Erzählung von dem Lied Du bist Du von Maite Kelly.


Fazit: 

Dieses wunderbare Geschichte ist ein ganz besonderer Spaß für Groß und Klein und beinhaltet ein nebenbei wichtiges Statement: Sei einfach du selbst und glaube an Dich!
Einfach Stark!

Eure Sanja

 

 

[Sanja bloggt]: Ransom Riggs – Die Stadt der besonderen Kinder

 

 

Ransom Riggs – Die Stadt der besonderen Kinder
Knaur
478 Seiten
ISBN: 978-3-426-65358-6
19,99 €
ab 12 Jahren

Zum Autor: 
Ransom Riggs wuchs in einem kleinen Fischerdorf im südlichen Florida auf, einer Region, in der sich viele Amerikaner zur Ruhe setzen. Um nicht vor Langeweile zu sterben, begann er, in Musikbands zu spielen und mit seinen Freunden Filme zu drehen. Später studierte er in Ohio und Los Angeles Literatur und Filmproduktion.
Ransom Riggs dreht heute Werbefilme für Firmen wie Absolut Vodka und Nissan und arbeitet als Drehbuchautor, Journalist und Fotograf.
(Quelle: http://www.knaur.de)

Zum Buch: 
Jabob und den anderen besonderen Kindern ist es nur mit Mühe gelungen, von der Insel Cairnholm zu fliehen. Miss Peregrine, die in ihrer Vogelgestalt feststeckt, ist den Kindern keine große Hilfe. Außerdem wurde die Zeitschleife zerstört.
Die Kinder müssen sich auf eine gefährliche Reise nach London, mitten in die Bombenangriffen der 1940er Jahre begeben, um dort eine andere Ymbryne zu finden. Sie hoffen, dass diese  Miss Peregrine helfen kann. Verfolgt werden sie jedoch weiterhin von Wights und Hollows, sodaß die Suche lebensgefährlich enden kann.

Meine Meinung: 
Die Geschichte knüpft nahtlos an das Ende des ersten Bandes an, sodass ich sofort wieder mitten in der Handlung steckte. Es dürfte jedoch weniger leicht fallen, wenn man den ersten Band nicht gelesen hat. Dies kann ich natürlich aufgrund des entgangenen Leseerlebnisses nicht empfehlen.

Im Verlaufe des zweiten Bandes müssen die Kinder eine Reihe von Gefahren überstehen und die ganze Zeit sind ihnen die Hollows und Wights auf den Fersen. Jacob, der sich immer weiter zu Emma hingezogen fühlt, übernimmt mit ihr zusammen die Führung. Jacob erkennt bald, dass er seine besondere Gabe verfeinern, ja präzisieren kann, sodass er für die Truppe von großem Nutzen ist. Aber auch die Gaben der anderen Kinder helfen ihnen immer aus brenzligen Situationen heraus.

Die Aufmachung ist, wie schon beim ersten Band, einfach nur wunderschön. Es gibt wieder zahlreiche Fotos, die die Handlung optisch unterstreichen.

Wir lernen viel über die Welt der besonderen Kinder und auch eine Reihe anderer Zeitschleifen kennen.

Doch am Ende müssen sowohl wir als Leser, als auch die besonderen Kinder erkennen, dass die Geschichte noch nicht vorbei ist. Wir dürfen uns also sicherlich auf einen weiteren Fortsetzungsband freuen, der hoffentlich nicht wieder so lange auf sich warten lässt.

Fazit: 
Eine absolut gelungene Fortsetzung, die viel über die Welt der besonderen Kinder preisgibt. Das Buch hat in mir sowohl äußerlich als auch inhaltlich Begeisterung hervorgerufen!

Eure Sanja

[Sanja bloggt]: Ransom Riggs – Die Insel der besonderen Kinder

 

Ransom Riggs – Die Insel der besonderen Kinder
Knaur
415 Seiten
ISBN:  9783426510575
9,99 €
ab 12 Jahren

Zum Autor: 
Ransom Riggs wuchs in einem kleinen Fischerdorf im südlichen Florida auf, einer Region, in der sich viele Amerikaner zur Ruhe setzen. Um nicht vor Langeweile zu sterben, begann er, in Musikbands zu spielen und mit seinen Freunden Filme zu drehen. Später studierte er in Ohio und Los Angeles Literatur und Filmproduktion.
Ransom Riggs dreht heute Werbefilme für Firmen wie Absolut Vodka und Nissan und arbeitet als Drehbuchautor, Journalist und Fotograf.


Zum Buch: 

Seit frühester Kindheit erzählt Großvater Abraham Geschichten von Kindern mit magischen Fähigkeiten, bei denen er einst lebte und Monstern, die diese jagen. Der 15-jährige Jacob liebt seinen Grandpa über alles und hörte ihm als Kind gerne zu. Doch je älter Jacob wurde, desto weniger glaubte er noch an die Märchen seines Großvaters.

Als sein Grandpa nun immer mehr den Verstand zu verlieren scheint und überall nur noch Monster sieht, die ihn verfolgen, macht sich die Familie große Sorgen. Doch dann wird der alte Mann brutal ermordet und Jacob glaubt ein Monster gesehen zu haben. Die ganze Familie steht unter Schock und vor allem Jacob nimmt dieses Erlebnis so sehr mit, dass er zu einem Therapeuten gehen muss.

Jacob versucht das Geschehen zu verarbeiten und  wird ermuntert, sich auf die Spuren seines Großvaters zu begeben, um das Rätsel über dessen Herkunft zu lüften. Ausgerüstet mit einem Rätsel und zusammen mit seinem Vater, einem Ornithologen, macht sich Jacob auf die Reise zu einem großen Abenteuer. Er muss bald lernen, dass seine heile Welt in Wanken gerät. Sind die Märchen seines Großvaters vielleicht doch wahr?


Meine Meinung

Viel mehr sollte man zur Handlung gar nicht erzählen. Dieses Buch ist ein wahrer Lesegenuss, den jeder selbst bestreiten sollte. Fakt ist, Ransom Riggs ist mit diesem Buch ein ganz großer Wurf gelungen und ich bereue es einerseits tief, es erst jetzt gelesen zu haben. Andererseits kann ich nun jedoch direkt im Anschluss die Fortsetzung Die Stadt der besonderen Kinder lesen ;-)

Die Ausstattung mit vielen alten schwarz-weiß Fotografien unterstreicht die gruselige Atmosphäre des Buches. Auch das Cover ist ein absoluter Blickfang.

Dieses Buch ist so voller Fantasie und Magie, dass es fast schmerzt es beendet zu haben. Ransom Riggs ist es gelungen, eine Parallelwelt mit einer unglaublich packenden Atmosphäre zu erschaffen. Die Geschichte enthält soviel Stoff, dass es unmöglich ist, hier nur einen Bruchteil der Handlung wiederzugeben.

Fazit: 
Dieses Buch ist wie ein fantastischer Juwel, den man nicht mehr aus der Hand legen mag. Schon nach kurzer Zeit sind mir die Kinder so ans Herz gewachsen, dass ich hoffte, die Geschichte würde niemals enden.
Sanja

[Sanja bloggt]: Janet Clark – Finstermoos – Aller Frevel Anfang

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Janet Clark – Finstermoos – Aller Frevel Anfang #1
Loewe-Verlag
220 Seiten
ISBN: 978-3-7855-7748-6
9,95 €
ab 12 Jahren

 

Zur Autorin:
Janet Clark lebt mit ihrer Familie in München. Sie schreibt schon seit ihrer Kindheit und musste einige Jahre auf ihre erste Veröffentlichung warten. Nun schreibt sie erfolgreich Thriller für Jugendliche. Finstermoos ist eine neue Serie, die beim Loewe-Verlag erscheint.


Zum Buch:

Eigentlich ist Finstermoos ein beliebter Ferienort. Doch die Idylle trügt, als plötzlich auf einer Baustelle eine vor vielen Jahren dort abgelegte Babyleiche entdeckt wird.
Valentin und seinem Vater schlägt daraufhin vermehrt Hass entgegen. Die Dörfler sind Misstrauisch Fremden gegenüber. Als dann immer mehr Journalisten in das Dorf einfallen, die die große Story wittern, ist es vielen zu bunt. Auch Mascha und ihre Mutter wollen ein paar Tage ausspannen. Doch als Maschas Mutter von dem Fund erfährt, denkt sie gar nicht mehr an den Urlaub. Auch ihr journalistischer Spürsinn ist geweckt.
Während Mascha sich mit Valentin und dessen Freunden anfreundet, geschehen immer wieder merkwürdige Unfälle bei ihren Ausflügen.
Als plötzlich auch noch Maschas Mutter spurlos verschwindet, geraten die Jugendlichen in eine gefährliche Falle.


Meine Meinung:

Eine Thrillerreihe für Jugendliche, deren Einzelbände im Abstand von nur zwei Monaten erscheinen und auch noch mit dem Hinweis „Für Leser der Tal-Reihe von Krystyna Kuhn“ wirbt, kann eigentlich nur viele spannende Lesestunden bedeuten. Und tatsächlich handelt es sich hierbei um den gelungenen Auftakt, einer auf vier Bände ausgelegten Reihe.

Als Valentin und sein Vater in Finstermoos den Bau ihres Ferienhauses begutachten wollen und eine Babyleiche entdecken, steht plötzlich das ganze Dorf Kopf. Es spaltet sich in diejenigen, die die Leiche am liebsten unentdeckt wissen würden und diejenigen, die den Fall klären wollen.

Auch Valentins Freunde, Nic und sein Bruder Basti, die in der Event-Agenur des Vaters arbeiten, aber auch Luzie, die Tochter des Försters, geraten plötzlich mitten in diesen Fall, da es kaum möglich ist, für einzelne Dorfbewohner Partei zu ergreifen. Verdächtig ist nun fast jeder Dorfbewohner, doch prädestiniert für diese Rolle scheinen vor allem die Außenseiter: eine angebliche Kräuterhexe, ihr Mann und dessen merkwürdiger Bruder. Ihnen nähert sich freiwillig niemand. Luzie kann dies aber nicht glauben, da sie mehr oder weniger als einzige im Dorf Kontakt mit ihnen hält.

Dann tauchen weitere Journalisten in Finstermoos auf und die Dörfler geraten zunehmend unter Druck. Den bekommen vor allem Mascha und ihre Mutter zu spüren. Doch Mascha will sich dadurch nicht den Urlaub verderben lassen und freundet sich mit der Clique um Valentin und Basti an. Nach und nach geschehen merkwürdige Zwischenfälle, bei denen nur um Haaresbreite nichts Schlimmeres geschieht.

Als dann noch Maschas Mutter spurlos verschwindet, wollen die Jugendlichen nicht mehr tatenlos zusehen und machen sich auf die Suche nach Maren. Das will jemand um jeden Preis verhindern…

Die Handlung bietet genügend Zündstoff, um über die vier geplanten Teile zu bestehen: ein abgelegenes Bergdorf, skurrile Eigenbrödler, ein lange gehütetes Geheimnis, Vergangenheitsbewältigung aber auch die Frage nach Schuld und Sühne.

Ich finde den Auftakt der Reihe durchaus gelungen. Die Spannung baut sich immer weiter auf und im Dorf herrscht eine geradezu beklemmende Stimmung. Wessen Baby wurde vor Jahren heimlich begraben? Wurde es getötet oder ist es eines natürlichen Todes gestorben und wurde danach entsorgt? Und wieso sind sich die Väter der Freunde spinnefeind? Was ist damals im Ort geschehen? Diese Fragen werden natürlich nicht beantwortet und wir müssen wohl auf die nächsten Teile warten.

Voller Ungeduld warte ich auf Band 2, da der erste Teil mit einem spannenden Cliffhanger endete 😉 In der Zwischenzeit muss man sich mit dem eshort begnügen, den es hier zum Download gibt.

Fazit:
Diese Reihe dürft Ihr Euch nicht entgehen lassen!
„Aller Frevel Anfang“ ist der gelungene Auftakt einer neuen Jugendbuchreihe, die mich sofort in den Bann gezogen hat.

Sanja

[Sanja bloggt]: M. Anjelais – Killing Butterflies

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M. Anjelais – Killing Butterflies
Chickenhouse
364 Seiten
ISBN: 978-3-551-52071-5
16,99 €
ab 14 Jahren

Zur Autorin:
M. Anjelais wurde im Jahre 1993 geboren und lebt mit ihrer Familie in Nesco New Jersey. Sie schreibt seit ihrer frühen Kindheit und hat mit ihren Geschichten bereits zahlreiche Preise gewonnen. “Killing Butterflies” ist ihr Debütroman. Sie widmet sich mittlerweile ganz dem Schreiben.

Zum Inhalt: 
Sphinx und Cadence kennen sich seit ihrer Geburt und wachsen fast wie Geschwister auf. Ihre beiden Mütter sind schon seit ihrer Kindheit beste Freundinnen und haben geschworen, dass ihre beiden Kinder später heiraten sollen. Tatsächlich funktioniert der Plan zunächst. Doch bei Cadence werden immer häufiger Stimmungsschwankungen beobachtet. Als er schließlich Sphinx mit einem Messer verletzt, wird der Kontakt der beiden Familien abgebrochen, doch nicht ganz. Cadence und seine Mutter ziehen nach England und fortan telefonieren und schreiben sich die Mütter weiterhin fleissig. Einige Jahre später erhält Cadence eine schwerwiegende Diagnose und möchte Sphinx noch ein letztes Mal sehen…

Meine Meinung:
Das Buch kommt völlig unscheinbar daher, doch die Geschichte hat es wahrlich in sich. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, blieb ich an drei einzelnen kurzen Sätzen hängen und es war um mich geschehen:

Sie öffnet Herzen. Er tötet Schmetterlinge. Sie ist arglos, er gefährlich.
M. Anjelais // Killing Butterflies // Klappentext

Mehr brauchte ich nicht, um zu wissen, dass ich es unbedingt lesen muss. Verrückt, dass wir uns manchmal an so simplen Dingen festkrallen. Jawohl, festkrallen, denn das Buch entwickelt eine erhebliche Sogwirkung. Die Autorin schafft es eine geradezu beklemmende Wirkung zu erzielen. Ich war hin- und hergerissen zwischen Mitgefühl, Verständnis und Angst.

Die Ich-Erzählerin Sphinx und ihr Freund Cadence wachsen wie Geschwister auf. Er, ein Wunderkind, gut im Zeichnen und mit einem Gespür für die Musik. Alles, was er in die Hand nimmt, scheint ausnahmslos positiv. Sphinx hingegen ist ein gewöhnliches Mädchen, dass wohlbehütet in ihrem Elternhaus aufwächst. Cadence ist für sie immer der strahlende Held. Doch dieses Bild bekommt Risse. An dem Tag, an dem Cadence einen Schmetterling tötet, muss Sphinx erkennen, dass es auch Schattenseiten gibt.

Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich merkte, etwas konnte so ungewöhnlich sein, dass es defekt war; so anders, dass etwas damit nicht stimmte.
M. Anjelais // Killing Butterflies // Seite 26

Mit der Zeit gibt es immer wieder solche Zwischenfälle. Cadence tötet zwar nie wieder Schmetterlinge, doch beginnt er Sphinx immer wieder und stückchenweise zu verletzen. Er beschimpft und beleidigt sie, zwingt ihr seinen Willen auf. Doch immer wieder kehrt Sphinx zu ihm zurück. Es scheint, als könnte sie nichts erschüttern.
Eines Tages wird Cadence unkontrollierte Wut jedoch so groß, dass er Sphinx mit einem Messer verletzt. Die Wunde muss genäht werden und sie trägt seitdem sein Zeichen. Die Eltern sind geschockt. Cadence Mutter zieht mit ihrem Sohn nach England, doch der Kontakt wird nicht völlig abgeschnitten. Die ehemaligen Schulfreundinnen schreiben sich weiterhin Briefe und telefonieren. Sie berichten sich gegenseitig, wie ihre Kinder aufwachsen und schicken Fotos über den großen Teich. Als Cadence jedoch schwer erkrankt, hat er nur noch eine Bitte: er möchte noch einmal seine Freundin aus Kindertagen wiedersehen. Sphinx steht damit vor der schwierigsten Entscheidung ihres Lebens.

Die Geschichte lässt tiefe Spuren zurück. Obwohl sie nicht perfekt ist und es ihr manchmal an Tiefe fehlt, läuft die Autorin an anderer Stelle zur Höchstform auf. Die Entwicklung der beiden Protagonisten ist sehr vielschichtig und kaum in einem Satz zu beschreiben. Es geht vor allem um Abhängigkeit und Manipulation, aber auch um Treue und die Erfüllung von Träumen.

Als Leigh, Cadence Mutter und ihre beste Freundin Sarah in ihrer Kindheit den Plan aushecken, gemeinsam schwanger zu werden und ihre Kinder auch noch heiraten sollen, können sie noch nicht ahnen, wie ihr beider Schicksal und das der Kinder miteinander verwoben sein wird.

Obwohl Sphinx von der geplanten Hochzeit erst erfährt, als sie nach London aufbricht, ist der Plan stets allgegenwärtig. Er bestimmt die komplette Kinderzeit und lässt sie tief im inneren, immer wieder zu Cadence zurückkehren. Die Mütter wollten schließlich, dass die beiden ebenfalls befreundet sind. Doch Cadence eiskalte Augen und das Monster, dass er in sich trägt, ängstigen Sphinx immer mehr. Auch später, als sie in London auf ihren damaligen Jugendfreund trifft, gibt es immer wieder Momente, die sie schier aus der Fassung bringen. Trotzdem lässt sie sich nicht von ihrem Plan abbringen, ihm in der verbleibenden Zeit beizustehen.

Tatsächlich gibt es in der Geschichte, vor allem im zweiten Teil, der in England spielt, immer wieder Momente, die ich nicht nachvollziehen konnte. Es scheint fast so, als wollte Sphinx die Märtyerin spielen, obwohl das natürlich nicht von ihr verlangt wird. Auch Sarah steht dem ganzen Vorhaben skeptisch gegenüber, da sie Angst um ihr Kind hat.

Leigh hingegen klammert sich an jeden Strohhalm, um ihrem Sohn noch einmal Freude bereiten zu können. Die unerschütterliche Mutterliebe, die sie ihm entgegenbringt, scheint über alle seine Unfehlbarkeiten hinwegzusehen. Doch auch Leigh kann am Ende nur tatenlos zusehen, was mit ihrem geliebten Kind passiert.

Sowohl Sphinx und Cadence als auch Leigh und Sarah sind interessant gestrickte Persönlichkeiten. Es gibt hier nicht nur schwarz und weiß, sondern auch Grau- und vor allem Blautöne. Licht spielt in Bezug auf Cadence eine sehr große Rolle. Cadence, der strahlende Held.

Ich hielt ihn für eine leuchtende, immerzu strahlende Erscheinung. Aber Licht kann auch blenden, es kann dir so hart in die Augen leuchten, dass du nicht merkst, was dahinter ist – und dann erwischt es dich schlagartig, wie ein hinter aufgeblendeten Scheinwerfern verborgenes Auto.
M. Anjelais // Killing Butterflies // Seite 22

 

Fazit:
Ein Buch mit Suchtpotential trotz kleiner Makel. Eine Geschichte, die tief berührt und noch lange nachhallt. Eine Geschichte über Manipulation und das damit untrennbar verbundene Abschütteln von Fesseln der Vergangenheit.

 

 

[Sanja bloggt]: Neil Gaiman – Der Ozean am Ende der Straße

 

Neil Gaiman – Der Ozean am Ende der Straße
Eichborn
238 Seiten
ISBN: 978-3-8479-0579-0
18,00 €
ab 16 Jahren

Zum Autor:
Neil Gaiman hat bereits über 20 Bücher geschrieben und ist mit vielen Preisen der Buch- und Comicszene ausgezeichnet worden. Zu seinen Werken zählen u.a. Der Roman “Die Sternenwanderer” und “Coraline”, die auch verfilmt wurden. Er schrieb Drehbücher für “Doctor Who” und “Babylon 5″ und arbeitete bereits mit vielen internationalen Künstlern zusammen, wie “Terry Pratchett” und “Tori Amos”.

Zum Buch:
Ein Mann kehrt an den Ort seiner Kindheit zurück und erinnert sich an einige Erlebnisse, als er sieben Jahre alt war und Lettie Hempstock und ihre Mutter und Großmutter kennenlernte. Dann geschehen auf einmal merkwürdige Dinge.

Meine Meinung:
Zugegeben, die Handlung lässt sich nicht in viel mehr Worte verpacken, als diese, ohne zu viel zu verraten. Trotzdem ist dieses Buch ein Meisterwerk der Erzählkunst. Neil Gaiman schreibt mit soviel Hingabe und Leidenschaft, dass es fast schmerzt, das Buch mit seinem Protagonisten gehen zu lassen, nachdem es beendet wurde.

Es war nur ein Ententeich, ein Stück weit unterhalb des Bauernhofs. Und er war nicht besonders groß. Lettie Hempstock behauptete, es sein Ozean, aber ich wusste, das war Quatsch.
Neil Gaiman // Der Ozean am Ende der Straße // Einleitung, Seite 7

Dieser Satz, der die Einleitung zu diesem phantastischen Werk liefert, zeigt am Besten, worum es geht: um Phantasie, wahre Freundschaft und den Glauben, Grenzen zu sprengen.

Der Mann, dessen Namen wir nie erfahren, ist der Ich-Erzähler dieser Geschichte. Er kehrt eines Tages an den Ort seiner Kindheit zurück und erinnert sich plötzlich an Dinge, die viele Jahre im verborgenen lagen und nun an die Oberfläche zurückdriften, z.B. an seine Freundschaft zu Lettie Hempstock, die behauptete der Teich hinter ihrem Elternhaus wäre ein Ozean.
Dann trifft er plötzlich auf ihre Mutter und je länger er sich an diesen Ort verliert, desto mehr Erinnerungen kehren zurück.

Eines ist sicher: Dieses Buch kann man nicht in Worte fassen. Es ist wie ein Stück Baiser, das langsam auf der Zunge schmilzt und je intensiver man den Geschmack auskosten möchte, desto schneller verschwindet er. Es ist ein geradezu poetisches Märchen ohne Kitsch und Ritter auf weißen Pferden und doch so viel mehr. Eine Geschichte, die Phantasie und Realität vermischt und Grenzen auswäscht.

Während wir altern, werden wir zu unseren Eltern; wenn man lange genug lebt, sieht man die Gesichter seiner Jugend wieder.
Neil Gaiman // Der Ozean am Ende der Straße // Seite 13

Worum geht es also noch? Es geht um wahre Freundschaft, die Größe zeigt und Flügel verleiht. Freundschaft, die Grenzen überwindet und selbst Ungeheuer in die Knie zwingt. Doch am Ende muss auch der Junge erkennen, dass alles seine Zeit hat.

Ungeheuer gibt es in allen möglichen Größen und Formen. Manche von ihnen sind Dinge, vor denen die Leute Angst haben. Manche von ihnen sind Dinge, die aussehen wie Dinge, vor denen die Leute vor langer Zeit Angst gehabt haben. Manche Ungeheuer sind Dinge, vor denen die Leute Angst haben sollten.
Neil Gaiman // Der Ozean am Ende der Straße // Seite 149

Fest steht: Das Buch ist nicht für jeden Leser geeignet. Wenn man sich jedoch darauf einlässt, wird man Tausendfach belohnt.

Fazit:
Ein Buch, dass so viel mehr birgt, als ein tolles Cover. Ein Meisterwerk der Erzählkunst, auf dass man sich jedoch einlassen muss.

[Sanja bloggt]: Sally Gardner – Zerbrochener Mond

Sally Gardner – Zerbrochener Mond
Carlsen
277 Seiten
ISBN: 978-3-551-58307-9
16,90 €
ab 14 Jahren

Zur Autorin:
Sally Gardner ist Legasthenikerin und hat dadurch bedingt erst mit 14 Jahren lesen gelernt. Trotzdem wurde sie auf einer Kunstschule angenommen. Sie arbeitete lange Zeit als Bühnenbildnerin und Kostümdesignerin, bevor sie mit dem Schreiben begann. Heute ist sie eine erfolgreiche Jugendbuchautorin und ihre Werke werden in 22 Sprachen übersetzt. Die Autorin lebt in London.

Zum Buch:
Irgendwo auf dem Planeten Erde, in einer Zeit, nach dem zweiten Weltkrieg: ein totalitäres Regime hat die Macht übernommen und strebt die Weltherrschaft an. Standish Treadwell lebt mit seinem Großvater in Zone 7 bei den Unreinen. Dort werden alle Menschen hingeschickt, die das System stören. Standish gilt als unrein, weil er zwei verschieden farbige Augen hat und ihm die Andersartigkeit buchstäblich ins Gesicht geschrieben steht. Außerdem kann er weder lesen und schreiben und ist daher auch ein Gespött in der Schule. Er wird gemobbt und oft verprügelt.
Eines Tages zieht Hector mit seiner Familie in das Nachbarhaus ein. Sie wurden von Zone 1 in Zone 7 umgesiedelt, weil sein Vater sich weigerte für das Regime zu arbeiten. Standisch und Hector freunden sich an und helfen einander so gut es geht und Standish wird nicht mehr verprügelt.

Und dann gibt es noch Standish mit seiner Phantasie, die wie eine frische Brise durch den Park weht, sieht die Bänke gar nicht, merkt bloß, dass keine Hundescheiße da ist, wo Hundescheiße sein sollte.
Sally Gardner // Zerbrochener Mond // Seite 10

Als das Regime verkündet, eine Rakete auf den Mond schicken zu wollen, träumen Standish und Hector davon, selbst in einer gebastelten Rakete auf den Planeten Juniper zu fliegen. Eines Tages macht Hector eine Entdeckung, von der er seinem Freund nichts erzählen will. Am nächsten Tag ist die gesamte Familie weg und Standish allein.

Ich habe doch gesagt, Tod und Verschwinden sind ein und dasselbe. Beide stinken.
Sally Gardner // Zerbrochener Mond // Seite 66

Plötzlich ist alles wieder so, wie es war, bevor Hector kam. Er wird wieder gemobbt und kann sich niemandem anvertrauen. Dann wird er auch noch von den Ledermantelmännern befragt. Als er selbst eine unglaubliche Entdeckung macht, dämmert Standish langsam das ganze Ausmaß seiner Misere. Er muss handeln oder die Welt ist für immer verloren.

Meine Meinung:
Die Autorin hat hier eine brisante und zeitlose Geschichte erdacht. Zwar wird mit keinem Wort erwähnt, wo die Geschichte spielt, doch die Parallelen zum Naziregime sind überaus präsent: Ledermantelmänner, Strammstehen vor der Flagge des Mutterlandes, Deportationen und die Ausbeutung Andersartiger. Ein Menschenleben zählt hier nicht. Die Erzählung macht deutlich, dass unter anderen Umständen ein solches Szenario durchaus und immer wieder denkbar ist. Gerade das macht die Geschichte so lebendig und traurig zugleich.
Das zweite, große zentrale Thema ist die Mondlandung. Ohne hier zu viel vorwegzunehmen: die Autorin hat sich durchaus mit dem Thema auseinandergesetzt und Fragen, die sich heute noch hunderte von Menschen stellen, gekonnt in Einklang gebracht. Das ist ganz großes Kino!

Standish, der gleichzeitig als Ich-Erzähler fungiert, ist ein ungewöhnlicher Junge, der gegen den Strom schwimmt und sogar das eigene Leben aufs Spiel setzt, um die Welt zu retten. Die Frage ist, wie würde jeder einzelne von uns reagieren? Würden wir nur die eigene Haut retten oder die Welt verändern wollen? Den alles entscheidenden Schritt unternehmen, auch wenn es der Letzte ist?

In Standish reift langsam aber sicher ein Plan heran. Er muss den Menschen die Augen öffnen und den Plan des Regimes vereiteln. Doch wird ihm dies überhaupt gelingen? Ein Kampf gegen Goliath? Leider lässt die Geschichte nicht allzu viel Hoffnung auf ein Happy-End zu.

Das Cover ist ein absoluter eye-catcher und das Buch macht auch ohne Umschlag eine tolle Figur. Im Innenteil gibt es eine weitere Besonderheit. Hier wurde parallel zur Handlung eine weitere kleine Geschichte in Bildern hinzugefügt. Eine Art Daumenkino, nur ohne Daumen. Diese Geschichte in Bildern steht und fällt mit dem Handlungsstrang der Hauptgeschichte. Für mich ein ganz besonderes und einmaliges Leseerlebnis. Ich finde es einfach nur toll, welche Mühe sich manche Autoren und Verlage geben.

Erwähnen sollte ich vielleicht noch die ‘speziellen’ Ausdrücke, die Standish gebraucht: sei es die Blattläuse, die die Mitläufer bzw. Regimetreuen darstellen sollen oder das Land Croca-Cola, in das Standish mit Hector reisen möchte – die Autorin beweist Feingefühl und eine hohe Erzählkunst.

Fazit: 
Eine fiktive Geschichte mit intensiver Sogwirkung in einer düsteren Parallelwelt und der zentralen Frage über die Moral sowie ein Plädoyer für die Andersartigeit. Absolute Leseempfehlung!

 

[Sanja bloggt]: Nina Vogt-Østli – Der Tag wird kommen

Nina Vogt-Østli – Der Tag wird kommen

Coppenrath
240 Seiten
ISBN: 978-3-649-61386-1


Zu der Autorin:

Nina Vogt-Østli wurde im Jahre 1972 geboren und lebt mit ihrer Familie in Oslo. Nach ihrem Studium der Literaturwissenschaft, arbeitete sie viele Jahre als Online-Redakteurin. “Der Tag wird kommen” ist ihr erster Jugendroman, der bereits vor den Attentaten von Anders-Behring Breivik entstand.


Das passiert:

Hans-Petter hat es nicht leicht. Er lebt allein mit seiner Mutter und führt ein sehr zurückgezogenes Leben. Er hat keine Freunde und wird zu dem noch von den Klassenkameraden gemoppt. Er ist das perfekte Opfer: ruhig und introvertiert, begehrt nicht auf. Doch eines Tages beginnt sein Lehrer ausgerechnet eine Beziehung mit seiner Mutter und er erfährt, dass ihn sein Vater niemals wollte. Zeitgleich chattet er mit einem unbekannten Mädchen namens Fera. Sie hat nicht nur einen ungewöhnlichen Namen und ist mysteriös, sondern sie ist auch jemand, dem sich Hans-Petter endlich einmal anvertrauen kann. Und dann geschieht die eine Sache, die sein Leben plötzlich total verändert und sein Blatt zu wenden scheint. Doch ist es das, was er wirklich will?


Meine Meinung:

Zugegeben, ich hatte mir vom Buch anhand des Klappentextes und der Zusammenhänge mit Norwegen etwas völlig anderes erwartet. Trotzdem ist die tatsächliche Handlung keinesfalls schlecht. Im Gegenteil: das Buch regt zum Nachdenken an und bietet genug Zündstoff, um die Frage zu erörtern, ob jemand böse geboren wird oder aufgrund äußerer Einflüsse und Lebensumstände erst böse wird.

Gut und Böse – die Rollen scheinen zunächst klar verteilt: Hans-Petter ist der Gute. Er will einfach nur sein Leben leben und nicht mehr nur das Opfer sein. Andreas hingegeben, ist als Erzfeind und klassischer Raufbold, das genaue Gegenteil. Er sucht sich seine Opfer und schikaniert sie bis an die Grenze. Andreas hat einige Kumpel um sich gescharrt, die seinem Beispiel gern folgen. Selten kommt Hans-Petter glimpflich davon.

Zu Hause flüchtet er sich in seine eigene Welt, schaut Filme mit der Mutter oder zockt sich durch sämtliche Videospiele. Eines Tages erhält er eine Nachricht von der geheimnisvollen Fera, die ihn irgendwie zu kennen scheint. Doch nicht nur das, sie kennt auch Andreas. Woher? Auf die Frage gibt es bis kurz vor Ende keine Antwort. Doch diese kommt dann so gewaltig daher, das sie mich als Leser schier umgehauen hat. Plötzlich wird das eigene Weltbild noch einmal von einer völlig anderen Seite beleuchtet.

Hans-Petter, der es endlich wagt, eine freundschaftliche Beziehung einzugehen, ist von Fera fasziniert und doch hält er sie für irre, denn sie erzählt ihm von einer verheerenden Katastrophe, die beinahe die Menschheit ausgerottet hätte und das sie in der Zukunft lebe. Doch Hans-Petter hat soviel Freude an dem Kontakt, dass ihn die kleine “Macke” nicht davon abhält, weiterhin mit ihr zu chatten.

Wer ist gut, wer ist böse und warum? Das sind die zentralen Fragen, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung ziehen. Doch schlussendlich ist es Fera, die allen eine Nasenlänge voraus ist und Antworten auf Fragen parat hat, die gar nicht gestellt wurden.


Fazit:

Ein packendes Jugendbuch zu einem ernsten Thema, dass man unbedingt gelesen haben muss!
Leider erschien mir der Anfang zu holprig und der Klappentext ist ein wenig irreführend. Trotzdem eine klare Leseempfehlung!