Brenner bloggt bei Köndgen III – Anna Stothard: Pink Hotel

Mit großem Vergnügen habe ich „Pink Hotel“ gelesen: eine gelungene  Mixtur aus Entwicklungsgeschichte, Liebesroman und Krimi: In London bekommt ein 17-jähriges Mädchen einen Anruf aus Los Angeles, ihre Mutter Lily sei bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen. Diese Mutter hat sie nie gekannt und so macht sie sich neugierig auf den Weg nach L.A.. Dort gibt es einige Geheimnisse über das Leben und Sterben der schönen, charismatischen Lily zu lüften. Nichts an diesem Buch ist vorhersehbar, es gibt ungewöhnliche Figuren und Handlungsstränge und doch ist alles glaubhaft erzählt. Ein sehr schöner, bildhafter Roman, der Spaß macht. (Almuth Brenner)

Diogenes Verlag AG
August 2012 – kartoniert – 354 Seiten
14,90 €

Brenner bloggt bei Köndgen Teil 2: Olga Grjasnowa, Der Russe ist einer, der Birken liebt

Das Buch, das mich in letzter Zeit am meisten berührt hat ist von Olga Grjasnowa und heißt: „Der Russe ist einer, der Birken liebt“. Die Protagonistin Mascha ist eine junge Frau aus Aserbaidschan, die als Mädchen vom Krieg traumatisiert nach Deutschland immigriert ist. Sie ist eine Frau zwischen den Welten, sehr gebildet und offen, als Jüdin mit Muslimen eng befreundet, liebt Frauen und Männer, spricht fünf Sprachen und strebt eine Karriere als Dolmetscherin bei der UNO an. Ihr Freund stirbt an einer Beinverletzung, sie kann es nicht verhindern und nicht damit fertig werden. Sie geht nach Israel und es wird schnell deutlich, dass ihr Kindheitstrauma sie wieder einholt.

Die Verstörung der Figur Mascha ist so eindringlich, dass das Buch erst gleichermaßen abstößt wie anzieht, den Leser aber – wenn er sich darauf einlässt – absolut in seinen Bann zieht. Ein Buch zum mitweinen und mitlachen, ganz großartig!

NEU: Brenner bloggt bei Köndgen – Teil 1:

Almuth Brenner, unsere frühere Abteilungsleiterin Belletristik, bloggt auf wiederholtem Kundenwunsch ihre Lesetipps. Und das Schönste ist: für Bücher Köndgen auch exklusiv! Also, ab sofort Gutes und Spannendes hier entdecken. Wir starten mit Teil 1:

Was für ein Wortschatz, was für eine Fabulierkunst. Fast jeder Satz ist brilliant, ergötzt, macht süchtig! Wolfgang Herrndorf wird mit jedem Buch besser: „In Plüschgewittern“ liest sich gut, ist szenig. Dann „Tschick“, dieses brilliante Buch um zwei jugendliche Ausreißer, sehr witzig, sehr rührend und etwas lebensweise.

Und nun „Sand“ mit vielen detailliert gezeichneten Figuren, die beim Lesen sofort bildhaft werden wie Bekannte oder Nachbarn, die man mal gekannt hat. Die Handlung: Nordafrika im Jahre 1972. Ein durchschnittlich intelligenter Polizist gerät zwischen Spione und Agenten, die die Konstruktionspläne zum Bau einer Atombombe wiederbeschaffen sollen. Herrndorf entspinnt unglaubliche Handlungen, Aufeinandertreffen und Zufälle, er spielt mit dem Leser wie mit seinen Figuren und treibt den Showdown auf die Spitze und darüber hinaus.

Ein ganz großes unterhaltsames Buch!

© Almuth Brenner 2012