[Sanja bloggt]: Anne Freytag – Mein bester letzter Sommer

Anne Freytag - Mein bester letzter Sommer

Anne Freytag – Mein bester letzter Sommer
Heyne fliegt
367 Seiten
ISN: 978-3-453-27012-1
14,99 €
ab 14 Jahren

Zur Autorin:
Anne Freytag wurde im Jahre 1982 geboren und arbeitete für eine Werbeagentur. Sie veröffentlichte bereits mehrere Romane, teilweise unter ihrem Pseudonym Ally Taylor und widmet sich mittlerweile ganz dem Schreiben.
„Mein bester letzter Sommer“ ist ihr erstes Jugendbuch. Sie lebt und arbeitet in München.

Zum Buch:
Tessa ist 17 Jahre alt und hat ihr ganzes Leben noch vor sich. Eigentlich. Doch Tessa ist unheilbar krank und hat nur noch wenige Wochen zu leben. Sie träumt von ihrem ersten perfekten Kuss. Dem ersten Sex mit der großen Liebe. Das wird sie jedoch nicht mehr erleben.
Tessa ist sauer, auf ihre Familie und dieses beschissene kurze Leben. Sie ist ohnmächtig, denn sie kann nichts dagegen tun. Sie kann einfach nur noch warten. Warten auf den Tod. Doch dann taucht plötzlich Oskar auf. Oskar, der hinter ihre Fassade blickt und nicht locker lässt. Er macht ihr einen ungewöhnlichen Vorschlag und schon bald brechen die beiden auf nach Italien, zu ihrem besten und letzten Sommer ihres Lebens.

Anne Freytag - Mein bester letzter Sommer


Meine Meinung:

Tessa ist ein verletzliches Mädchen, in sich gekehrt. Sie hat schon fast mit ihrem Leben abgeschlossen. Statt die Zeit sinnvoll zu nutzen, vergräbt sie sich in ihrem Zimmer und plant ihre eigene Beerdigung. Als sie Oskar kennenlernt, löst er etwas in ihr aus. Gefühle und diesen unbändigen Hunger nach Leben.  Nicht nur ihm gegenüber, beginnt sie sich zu öffnen, sondern auch ihrer Familie gegenüber. Doch sie will sich ihre Gefühle zu Oskar nicht eingestehen. Will sie sogar unterbinden, bis er ihr unmissverständlich klar macht, dass er bei ihr bleiben wird. Sie verlieben sich in einander. Ganz langsam und zaghaft. So als könnte das Band, dass sie beide verbindet, entzwei brechen.

Wenn dich dieser eine Mensch berührt, der dich berührt, bleibt die Welt stehen.
Anne Freytag // Mein bester letzter Sommer // S. 74

Schon zu Beginn ist schnell klar: das ist kein Buch für „mal eben zwischendurch“. Das ist ein Buch mit Herz und Romantik, aber auch Schmerz. Es ist wie eine leichte Brise, die zu einem gewaltigen Orkan heranwächst und mich als Leser traurig und dankbar zugleich zurücklässt. Traurig, weil es einfach Schicksale gibt, die sind nicht fair. Niemals. Und dankbar, weil ich einfach Chancen im Leben habe, die andere niemals haben werden. Man sollte jeden Tag intensiv leben. Auskosten. Wie schnell verrinnt der Sand im Stundenglas des Lebens.

Das Leben wird nicht definiert von den Momenten, in den du atmest, sondern von denen, die dir den Atem rauben.
Anne Freytag // Mein bester letzter Sommer // S. 24

Anne Freytag - Mein bester letzter Sommer

In Begleitung der eigenen Tessa-und-Oskar-Playlist, erlebt man den Sommer in Italien, mit all seinen Höhen und Tiefen. Es gibt Momente, da möchte ich Tessa einfach nur schütteln und wachrütteln. Doch auch Oskar hat eine dunkle Seite, die bald zum Vorschein kommt. Und trotzdem gibt es immer wieder Momente, in denen sie einfach nur glücklich sind.

Ich habe das Buch bereits vor einigen Tagen beendet, brauchte aber diese Zeit zum Nachdenken. Über mich und mein Leben. Das ist es, was das Buch mit dir anstellt. Es hält dir den Spiegel vor und lässt dich unweigerlich nachdenklich zurück. Es katapultiert dich wieder in deine Jugend. Mitten hinein in die Sturm-und-Drang-Zeit.  Doch was ist, wenn man niemals die Möglichkeit hat, dieses Leben zu leben? Man sich niemals wird verlieben können? Heiraten? Die eigenen Kinder wird aufwachsen sehen? Ich möchte es mir nicht ausmalen. Ich möchte einfach nur glücklich sein über das, was ich bereits erleben konnte und noch erleben werde.

Und ja, ich werde einen anderen Blick auf die Dinge haben. Meinen Blick fokussieren. Heranzoomen. Genießen. Lieben. Lachen. Leben.

Fazit:
Dieses Buch ist einfach alles: intensiv und lebensbejahend und unendlich traurig. Es ist aber auch auf eine unglaubliche Art fröhlich. Es ist wie der Sommer und wie die Liebe. Diese eine große Liebe, die dir den Boden unter den Füßen wegzieht. Es ist wie der Sand, der durch die Finger gleitet. Es ist einfach nur wunderschön.
Sanja

[Sanja bloggt]: Franziska Moll – Egal wohin

Franziska Moll – Egal wohin
Loewe-Verlag
221 Seiten
ISBN: 978-3-7855-8022-6
12,95 €
ab 14 Jahren

Zur Autorin: 
Franziksa Moll lebt in der Nähe von Köln. Sie lernte an der Internationalen Filmschule das Drehbuchschreiben und entwickelte Sitcoms und Filmideen. Dann wechselte sie das Metier und schreibt jetzt nur noch Romane.

Zum Buch: 
Jo ist siebzehn Jahre alt und kann ihren achtzehnten Geburtstag kaum erwarten. Dann ist sie volljährig und will von zu Hause abhauen und alles hinter sich lassen. Mit Koch ein neues Leben auf Kreta beginnen und ein eigenes Restaurant eröffnen. Koch, der nicht Koch heißt, aber Koch ist. Mehr weiß Jo nicht von ihm. Das genügt ihr jedoch für ein neues Leben.
All die schrecklichen Erinnerungen an ihr altes Leben will sie hinter sich lassen.
Eines Tages ist Koch jedoch verschwunden und mit ihm das ganze gesparte Geld für Kreta. Jo wartet. In ihr lebt ein Hoffnungsschimmer, dass Koch zum vereinbarten Treffpunkt wieder auftaucht. In dieser Zeit ist Amar ihr eine große Stütze. Er ist ein Asylbewerber der ebenfalls im gleichen Restaurant wie Jo und Koch arbeitet. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Koch und finden am Ende sich selbst.

Meine Meinung: 
Jo, eigentlich Johanna lebt ihr eigenes Leben und will sich nicht den Konventionen ihrer Umwelt unterwerfen. Sie ist Kind wohlhabender Eltern und wohnt doch in einem Gartenhaus. Sie will auch äußerlich das genaue Gegenteil von ihrer Mutter sein und hat sich die Haare kurz geschoren. Sie soll ihr Abitur nachholen, doch Jo kellnert lieber in jenem heruntergekommenen Restaurant.
Dort hat sie Koch kennengelernt, der ihr eine große Hilfe im Leben ist. Koch, der immer eine Lebensweisheit von sich gibt und den Jo oft zitiert. Jo will so sein wie er und möchte mit ihm nach Kreta abhauen, um dort ein Restaurant zu eröffnen. Dafür lernt sie sogar extra Griechisch.

Die Geschichte beginnt elf Tage vor ihrem Geburtstag und zählt die Tage dann rückwärts. Am zehnten Tag ist Koch plötzlich verschwunden, ohne ein Wort. Dafür hat er anscheinend Amar ins Vertrauen gezogen. Amar, der die Teller spült. Ausgerechnet ihn!

Jo ist verwirrt und verletzt zugleich. Sie verhält sich Amar gegenüber kalt und abweisend. Sie stößt Amar immer wieder fort, doch er bleibt bei ihr und kümmert sich um sie. Amar, der das Leben mehr verstanden hat als sie.

Amar nickt. Er pustet in seinen Kaffee, nimmt einen vorsichtigen Schluck. „Menschen vergessen, was ist Liebe“, sagt er. „Und ohne Liebe, Mensch vergisst, wer Mensch ist“.
Franziska Moll // Egal wohin // S. 148

Jo ist ein Charakter mit Ecken und Kanten, der in keine Schublade gesteckt werden will. Auch wenn sie ihre Mitmenschen nur verletzen möchte, steckt in ihr doch selbst eine verletzte Seele.

„Egal wohin“ – der Titel ist Programm: Jo will einfach nur weg – ganz egal wohin. Weg von ihren Eltern, die ihr keine Hilfe und Stütze sind in der schweren Zeit.

Was Jo letztendlich erlebt hat und warum sie so garstig ist, wird Stück für Stück enthüllt. Man lernt sich ihr ganz langsam zu nähern. Das ist gut so, denn Jo ist wahrlich keine einfache Persönlichkeit.

Das Buch hat mehr zu bieten, als es auf den ersten Blick scheint. Es handelt von Verlust, Trauerbewältigung und der Hoffnung auf einen Neuanfang. Es ist keine leichte Liebesgeschichte; es handelt vielmehr von der Suche nach der eigenen Identität und dem Ausbruch der aufgebürdeten Enge und Konventionen.

Trotzdem hatte ich meine Probleme, da mir alles nicht rund genug erschien. Als wenn etwas fehlen würde, dass ich nicht packen kann.

Fazit: 
Mich hat die Geschichte traurig und hoffnungslos zugleich zurückgelassen. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Eine Geschichte, die erst einmal verdaut werden will aber auch Hoffnung birgt.

Sanja

[Sanja bloggt]: Lilly Lindner – Was fehlt, wenn ich verschwunden bin

Lilly Lindner – Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
Fischerverlag
397 Seiten
ISBN: 978-3-7335-0093-1
9,99 €
ab 14 Jahren

Zur Autorin:
Lilly Lindner wurde 1985 in Berlin geboren. Im Jahre 2011 veröffentlichte sie ihre Autobiografie, die sofort zum Besteller wurde. Sie gilt als literarisches Ausnahmetalent. Heute tourt sie quer durch die Republik und betreibt Öffentlichkeitsarbeit an Schulen.
Mehr unter www.lillylindner.de

Zum Buch:
April ist 16 Jahre alt und bekämpft seit Wochen ihre Magersucht in einer Klinik. Ihre Schwester Phoebe ist erst 9 Jahren alt und versteht das alles nicht. Wieso kann sie ihre Schwester nicht besuchen? Wann kommt April endlich nach Hause? Die eigenen Eltern sind ihr keine Hilfe und geben nur ausweichende Antworten. So beginnt Phoebe ihrer Schwester Briefe zu schreiben. Briefe, die nie beantwortet werden. Doch Phoebe ist sich sicher, dass April sie liest und dass sie ihr helfen werden in der dieser haltlosen Zeit.

Meine Meinung:
Wie soll man eine Rezension über ein Buch schreiben, wenn man gar nicht weiß, wie? Wo soll man anfangen? Was schreibt man?

Das Buch lag schon lange auf meinem SUB. Warum ich ausgerechnet jetzt dazu gegriffen habe, weiß ich gar nicht. Auch hatte ich dazu vorher gar keine Meinungen von anderen gehört oder gelesen, sodass ich völlig unvoreingenommen an dieses Buch heranging.

Zunächst war ich zwiegespalten. Bestand das Buch wirklich nur aus Briefen? Wo ist die aktive Handlung? Gibt es auch Briefe von April? Hm, ich war skeptisch. Irgendwie ist der Funke nicht übergesprungen. Ich las weiter. Und dann machte es „BÄM“!

Phoebe versteht nicht, warum April in eine Klinik eingewiesen wurde und sie ihre Schwester nicht besuchen kann. Die Fragen bleiben von den Eltern unbeantwortet. Mehr noch, sie wird mit ihren Sorgen alleine gelassen, da sich die Eltern völlig abkapseln. Sie sind mit der Situation überfordert und haben auch keine Zeit mehr für Phoebe. Zeit zum Streiten haben sie indes schon. Das ganze Glück ist im Hause abhanden gekommen.

Aber um ein Lachen sollte man normalerweisen auch nicht bitten müssen. Ein Lachen sollte man geschenkt bekommen.
So wie Liebe.
Und Ostereier.
Lilly Lindner // Was fehlt, wenn ich verschwunden bin // S. 15

So beginnt Phoebe Briefe an ihre Schwester zu schreiben. Briefe, die nie beantwortet werden: Sie erzählt April von ihrem Alltag, ihren Sorgen und Fragen. Sie beginnt, selbst Antworten zu finden, wo ihr diese von den  Erwachsenen verwehrt bleiben. Und doch ist da der kleine Hoffnungsschimmer, dass April bald nach Hause kehren wird.

Nach und nach erfahren wir immer mehr über Phoebe. Sie ist außergewöhnlich weit für ihr Alter. Sie hinterfragt den Sinn der Wörter, wirbelt sie durcheinander und ordnet sie neu an, sodass sie eine andere Bedeutung erhalten. Doch den Eltern ist das ganze Gerede zuviel. Sie haben einfach keine Lust und keine Energie sich mit ihrer Tochter auseinanderzusetzen.

Im zweiten Teil des Buches, in dem man endlich Antworten auf alle nagenden Fragen erhält, berichtet April über die Dinge aus ihrer Sicht. Plötzlich ergibt alles einen Sinn. Handlungsstränge werden miteinander verknüpft. Ich habe große Augen gemacht, denn die gesamte Tragweite des Unglücks war mir nicht klar.

April und Phoebe. Zwei Schwestern, beide wortgewandt und vom Leben und den äußeren Umständen ausgebremst. Die Eltern sind mit Ihnen überfordert; können ihnen nicht das Wasser reichen. Sie werden sich ihrer eigenen Unzulänglichkeiten kaum bewusst und verdrängen daher, dass sie selbst kalt und grausam sind.

Mit zehn Jahren wusste ich, dass ich ein Fremdwesen bin. Ein Fremdwesen in einem Fremdkörper, mit einer fremden Seele und einem fremden Verstand.
Lilly Lindner // Was fehlt, wenn ich verschwunden bin // S. 301

Lilly Lindner beweist mit ihrem ersten Jugendbuch eine wahre Wortakrobatik und das alles vor einem ernstzunehmenden Hintergrund. Zum einen ist da die Krankheit, an der die Familie zu zerbrechen droht und auf der andere Seite ist da die Zerbrechlichkeit einer Kinderseele, die keine Heilung findet.

Fazit:
Was am Ende bleibt ist nicht viel und doch alles:  Jeder Mensch ist einzigartig und hat es verdient geliebt zu werden. Ein Buch zum wieder-und-immer-wieder-lesen von  einer großartigen Erzählerin.
Dramatisch, offen und ehrlich.

Sanja

[Sanja bloggt]: Britta Sabbag / Maite Kelly / Joëlle Tourlonias – Die kleine Hummel Bommel


Britta Sabbag / Maite Kelly / Joëlle Tourlonias – Die kleine Hummel Bommel

ars Edition
32 Seiten
ISBN: 978-3-8458-0637-2
12,95 €
Empfohlen für kleine Hummeln ab 4 Jahren

Die Autorinnen: 
Britta Sabbag wurde im Jahre 1978 in Osnabrück geboren. Sie studierte Sprachwissenschaften, Psychologie und Pädagogik. Sie schreibt seit 2009 erfolgreich Romane und Jugendbücher. Ihr erster Roman Pinguinwetter diente sogar als Vorlage für ein Theaterstück.

Maite Kelly wurde im Jahre 1979 als zweitjüngstes Kind der Kelly Family geboren. Sie arbeitet u.a. als Sängerin, Tänzerin, Texterin und Schauspielerin.

Joëlle Tourlonias wurde im Jahre 1985 in Hanau geboren. Sie hat Visuelle Kommunikation mit dem Schwerpunkt Illustration und Malerei an der Bauhaus Universität in Weimar studiert. Im Jahre 2009 machte sie sich selbstständig.

Zum Buch: 
Die kleine Hummel Bommel wird von den anderen Insektenkindern gehänselt, weil sie mit ihren kurzen Flügelchen niemals richtig fliegen lernen kann. Bommel macht sich zu Fuß (in roten Chucks!) auf den Weg, um andere Insekten zu befragen, warum seine Flügel so anders sind. Schon bald erkennt er, dass jedes Insekt einzigartig ist und die Antwort darauf ebenso vielfältig. Doch es kommt nicht nur auf die Größe der Flügel an, sondern vor allem der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, der wahre Wunder bewirken kann!

Meine Meinung: 
Wenn drei großartige Frauen zusammenarbeiten und jede für sich diesem Projekt die eigene Würze beimischt, kann nur ein wundervolles Ergebnis daraus entstehen!
Bereits kurz nach der Erstveröffentlichung war dieses Buch vergriffen und musste nachgedruckt werden.

Die kleine Hummel Bommel hat sich ganz leise mit mein Herz geschlichen. Die liebevollen Zeichnungen von Joëlle Tourlonias ergänzen die Geschichte perfekt. Abgerundet und vor allem unterstrichen wird die Erzählung von dem Lied Du bist Du von Maite Kelly.


Fazit: 

Dieses wunderbare Geschichte ist ein ganz besonderer Spaß für Groß und Klein und beinhaltet ein nebenbei wichtiges Statement: Sei einfach du selbst und glaube an Dich!
Einfach Stark!

Eure Sanja

 

 

[Sanja bloggt|: Rusalka Reh – Back to blue


Rusalka Reh – Back to blue

Magellan-Verlag
204 Seiten
ISBN: 978-3-7348-5606-8
14,95 €

Zur Autorin:
Rusalka Reh wurde 1970 in Melbourne geboren und lebt mittlerweile in Leipzig. Sie schreibt Kinder- und Jugendbücher und hat für ihre Arbeiten viele Preise bekommen.

Zum Buch: 
Kid hat gelernt, sich unsichtbar zu machen. Nicht auffallen, sich zu verstecken, um bloß keine Aufmerksamkeit zu erregen. Denn Kid ist unerwünscht im eigenen Elternhaus. Sie hat nie so etwas wie Glück und Liebe erfahren. Beide Elternteile drangsalieren sie, wo sie nur können, doch ihre Mutter ist manchmal richtig bösartig und erfreut sich regelrecht daran, ihre Tochter zu verletzen. Nicht körperlich, jedenfalls nicht immer, sondern mit Worten. Diese Worte treffen Kid sehr. Doch als sie den jungen Maxim kennen lernt und sich beide ineinander verlieben, erfährt sie zum ersten Mal, was es heißt Geborgenheit zu spüren. Wenn nur nicht ihre Eltern wären.

Meine Meinung: 
Was es heißt, in solch einer Familie aufzuwachsen, kann man sich kaum vorstellen. Mit perfider Grausamkeit macht Kid’s Mutter ihr das Leben schwer. Beleidigungen sind an der Tagesordnung und immer wieder bekommt sie zu hören, dass sie dumm und unnütz sei. Der Vater will nur seine Ruhe, ist aber im Grunde mit seiner Frau einer Meinung.

Die Handlung spielt sich nur indirekt ab. Wir erfahren aus der Sicht der jungen Kid, was ihr geschehen ist, als sie ihre Erlebnisse in ihr neues Tagebuch schreibt. Dieses Tagebuch hat sie sich selbst zum Geburtstag geschenkt. Einen Monat zuvor hat sie Maxim kennengelernt. Er arbeitet in der russischen Bar seiner Mutter, dem Pasternak. Dorthin ist Kid nur zufällig gelangt und hat sofort Maxim’s Aufmerksamkeit erregt.

Kid ist eigentlich eine fröhliches junges Mädchen, das sich über alltäglich Dinge erfreut. Sie schreibt gern Gedichte und träumt von einem besseren Leben als Schriftstellerin, fernab ihres Elternhauses. Doch in Wirklichkeit kennt sie ihre Eltern gar nicht anderes und hat nie so etwas wie Liebe erfahren. Manchmal findet sie ihre Mutter sogar richtig nett, was bei mir als Außenstehende, immer für einen faden Beigeschmack sorgte.

Maxim, der genau wie Kid, von seiner Mutter keine Liebe erfährt, ist auch ein Außenseiter. Beide haben viel gemeinsam und auch Maxim schreibt gerne Gedichte.

Weißt du, wie wir in Russland ein schwarzes Schaf nennen?, hat Maxim gleich am ersten Abend gefragt […]
Nein, wie denn?, habe ich gefragt.
Weiße Krähe, sagte er.
Das ist schön, sagte ich. Ich wäre lieber eine weiße Krähe, wenn ich schon das schwarze Schaf sein muss!
Rusalka Reh // Back to blue // Seite 8

Das schwarze Schaf Maxim und die weiße Krähe Kid treffen sich immer häufiger, schreiben sich Liebesgedichte und träumen von einer gemeinsamen Zukunft.  Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und Kid wird jeglicher Umgang mit ‘dem Russen’ untersagt, sie bekommt sogar striktes Hausverbot.

Kid ist verzweifelt. Doch gerade in dieser Zeit lernt sie, dass es sich manchmal lohnt zu kämpfen und aufzubegehren. Plötzlich bekommt Kid Hilfe von unerwarteter Seite und so schafft sie es, sich ein kleines Stückchen Glück zu erkämpfen. Schließlich gelingt es ihr, mithilfe ein paar Tricks und Lügen, eine Freundin auf Madeira zu besuchen. Nun hat Kid zum ersten Mal die Möglichkeit aufzuatmen. Kann sie ihr altes Leben hinter sich lassen?

Das Buch hat in mir vielerlei ausgelöst. Rusalka Reh schafft es, genau im richtigen Moment leise Töne anzuschlagen, um dann an anderer Stelle unsagbar laut und mit immenser Brutalität aufzubrechen. Wir müssen jedoch gewahr werden: Kinder, die im eigenen Elternhaus verletzt werden, müssen nicht unbedingt körperlich misshandelt werden. Seelische Grausamkeit ist ein ebenso herber, wenn nicht gar größerer Schaden den die Seele nimmt.

Ich bin glücklich, aber nur ganz vorsichtig, denn ich weiß, wenn das Glück besonders hell dahergeht, kommt danach sofort die Wolke. Deshalb bin ich ganz leise und atme flach, damit es nicht erschrickt, das Glück.
Rusalka Reh // Back to blue // Seite 9

Manchmal möchte ich Kid schütteln und rütteln, damit sie endlich aufwacht aus ihrer Naivität und nicht immer nur das gute in ihren Eltern sieht, sondern das, was sie sind: Monster. Keine Eltern, die man einem Kind wünscht, ja noch nicht einmal ein Haustier wünscht man sich in ihre Obhut.

Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei Dinge sind die Elementarteilchen, die Kid helfen, die schlimmsten Zeiten zu überstehen. Mehr braucht es nicht im Leben. Man möchte ihr am liebsten alles Glück der Welt wünschen. Doch tief drinnen weiß man, sie wird wohl ihren Weg gehen.

Wie immer beim Magellan-Verlag ist die Aufmachung wunderschön und passend. Am liebsten möchte man alle Bücher dieses Verlages sein eigen nennen, soviel Liebe, soviel Potential steckt in ihnen.

Fazit: 
Back to blue ist eine unglaublich leise Geschichte und zugleich doch unsagbar laut. Sie hinterlässt tiefen Spuren der Wut, Verzweiflung und Hoffnung.
Eine klare Leseempfehlung!

Sanja

[Sanja bloggt]: Ransom Riggs – Die Stadt der besonderen Kinder

 

 

Ransom Riggs – Die Stadt der besonderen Kinder
Knaur
478 Seiten
ISBN: 978-3-426-65358-6
19,99 €
ab 12 Jahren

Zum Autor: 
Ransom Riggs wuchs in einem kleinen Fischerdorf im südlichen Florida auf, einer Region, in der sich viele Amerikaner zur Ruhe setzen. Um nicht vor Langeweile zu sterben, begann er, in Musikbands zu spielen und mit seinen Freunden Filme zu drehen. Später studierte er in Ohio und Los Angeles Literatur und Filmproduktion.
Ransom Riggs dreht heute Werbefilme für Firmen wie Absolut Vodka und Nissan und arbeitet als Drehbuchautor, Journalist und Fotograf.
(Quelle: http://www.knaur.de)

Zum Buch: 
Jabob und den anderen besonderen Kindern ist es nur mit Mühe gelungen, von der Insel Cairnholm zu fliehen. Miss Peregrine, die in ihrer Vogelgestalt feststeckt, ist den Kindern keine große Hilfe. Außerdem wurde die Zeitschleife zerstört.
Die Kinder müssen sich auf eine gefährliche Reise nach London, mitten in die Bombenangriffen der 1940er Jahre begeben, um dort eine andere Ymbryne zu finden. Sie hoffen, dass diese  Miss Peregrine helfen kann. Verfolgt werden sie jedoch weiterhin von Wights und Hollows, sodaß die Suche lebensgefährlich enden kann.

Meine Meinung: 
Die Geschichte knüpft nahtlos an das Ende des ersten Bandes an, sodass ich sofort wieder mitten in der Handlung steckte. Es dürfte jedoch weniger leicht fallen, wenn man den ersten Band nicht gelesen hat. Dies kann ich natürlich aufgrund des entgangenen Leseerlebnisses nicht empfehlen.

Im Verlaufe des zweiten Bandes müssen die Kinder eine Reihe von Gefahren überstehen und die ganze Zeit sind ihnen die Hollows und Wights auf den Fersen. Jacob, der sich immer weiter zu Emma hingezogen fühlt, übernimmt mit ihr zusammen die Führung. Jacob erkennt bald, dass er seine besondere Gabe verfeinern, ja präzisieren kann, sodass er für die Truppe von großem Nutzen ist. Aber auch die Gaben der anderen Kinder helfen ihnen immer aus brenzligen Situationen heraus.

Die Aufmachung ist, wie schon beim ersten Band, einfach nur wunderschön. Es gibt wieder zahlreiche Fotos, die die Handlung optisch unterstreichen.

Wir lernen viel über die Welt der besonderen Kinder und auch eine Reihe anderer Zeitschleifen kennen.

Doch am Ende müssen sowohl wir als Leser, als auch die besonderen Kinder erkennen, dass die Geschichte noch nicht vorbei ist. Wir dürfen uns also sicherlich auf einen weiteren Fortsetzungsband freuen, der hoffentlich nicht wieder so lange auf sich warten lässt.

Fazit: 
Eine absolut gelungene Fortsetzung, die viel über die Welt der besonderen Kinder preisgibt. Das Buch hat in mir sowohl äußerlich als auch inhaltlich Begeisterung hervorgerufen!

Eure Sanja

[Sanja bloggt]: Janet Clark – Finstermoos – Aller Frevel Anfang

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Janet Clark – Finstermoos – Aller Frevel Anfang #1
Loewe-Verlag
220 Seiten
ISBN: 978-3-7855-7748-6
9,95 €
ab 12 Jahren

 

Zur Autorin:
Janet Clark lebt mit ihrer Familie in München. Sie schreibt schon seit ihrer Kindheit und musste einige Jahre auf ihre erste Veröffentlichung warten. Nun schreibt sie erfolgreich Thriller für Jugendliche. Finstermoos ist eine neue Serie, die beim Loewe-Verlag erscheint.


Zum Buch:

Eigentlich ist Finstermoos ein beliebter Ferienort. Doch die Idylle trügt, als plötzlich auf einer Baustelle eine vor vielen Jahren dort abgelegte Babyleiche entdeckt wird.
Valentin und seinem Vater schlägt daraufhin vermehrt Hass entgegen. Die Dörfler sind Misstrauisch Fremden gegenüber. Als dann immer mehr Journalisten in das Dorf einfallen, die die große Story wittern, ist es vielen zu bunt. Auch Mascha und ihre Mutter wollen ein paar Tage ausspannen. Doch als Maschas Mutter von dem Fund erfährt, denkt sie gar nicht mehr an den Urlaub. Auch ihr journalistischer Spürsinn ist geweckt.
Während Mascha sich mit Valentin und dessen Freunden anfreundet, geschehen immer wieder merkwürdige Unfälle bei ihren Ausflügen.
Als plötzlich auch noch Maschas Mutter spurlos verschwindet, geraten die Jugendlichen in eine gefährliche Falle.


Meine Meinung:

Eine Thrillerreihe für Jugendliche, deren Einzelbände im Abstand von nur zwei Monaten erscheinen und auch noch mit dem Hinweis „Für Leser der Tal-Reihe von Krystyna Kuhn“ wirbt, kann eigentlich nur viele spannende Lesestunden bedeuten. Und tatsächlich handelt es sich hierbei um den gelungenen Auftakt, einer auf vier Bände ausgelegten Reihe.

Als Valentin und sein Vater in Finstermoos den Bau ihres Ferienhauses begutachten wollen und eine Babyleiche entdecken, steht plötzlich das ganze Dorf Kopf. Es spaltet sich in diejenigen, die die Leiche am liebsten unentdeckt wissen würden und diejenigen, die den Fall klären wollen.

Auch Valentins Freunde, Nic und sein Bruder Basti, die in der Event-Agenur des Vaters arbeiten, aber auch Luzie, die Tochter des Försters, geraten plötzlich mitten in diesen Fall, da es kaum möglich ist, für einzelne Dorfbewohner Partei zu ergreifen. Verdächtig ist nun fast jeder Dorfbewohner, doch prädestiniert für diese Rolle scheinen vor allem die Außenseiter: eine angebliche Kräuterhexe, ihr Mann und dessen merkwürdiger Bruder. Ihnen nähert sich freiwillig niemand. Luzie kann dies aber nicht glauben, da sie mehr oder weniger als einzige im Dorf Kontakt mit ihnen hält.

Dann tauchen weitere Journalisten in Finstermoos auf und die Dörfler geraten zunehmend unter Druck. Den bekommen vor allem Mascha und ihre Mutter zu spüren. Doch Mascha will sich dadurch nicht den Urlaub verderben lassen und freundet sich mit der Clique um Valentin und Basti an. Nach und nach geschehen merkwürdige Zwischenfälle, bei denen nur um Haaresbreite nichts Schlimmeres geschieht.

Als dann noch Maschas Mutter spurlos verschwindet, wollen die Jugendlichen nicht mehr tatenlos zusehen und machen sich auf die Suche nach Maren. Das will jemand um jeden Preis verhindern…

Die Handlung bietet genügend Zündstoff, um über die vier geplanten Teile zu bestehen: ein abgelegenes Bergdorf, skurrile Eigenbrödler, ein lange gehütetes Geheimnis, Vergangenheitsbewältigung aber auch die Frage nach Schuld und Sühne.

Ich finde den Auftakt der Reihe durchaus gelungen. Die Spannung baut sich immer weiter auf und im Dorf herrscht eine geradezu beklemmende Stimmung. Wessen Baby wurde vor Jahren heimlich begraben? Wurde es getötet oder ist es eines natürlichen Todes gestorben und wurde danach entsorgt? Und wieso sind sich die Väter der Freunde spinnefeind? Was ist damals im Ort geschehen? Diese Fragen werden natürlich nicht beantwortet und wir müssen wohl auf die nächsten Teile warten.

Voller Ungeduld warte ich auf Band 2, da der erste Teil mit einem spannenden Cliffhanger endete 😉 In der Zwischenzeit muss man sich mit dem eshort begnügen, den es hier zum Download gibt.

Fazit:
Diese Reihe dürft Ihr Euch nicht entgehen lassen!
„Aller Frevel Anfang“ ist der gelungene Auftakt einer neuen Jugendbuchreihe, die mich sofort in den Bann gezogen hat.

Sanja

[Sanja bloggt]: Britta Sabbag – Stolperherz

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Britta Sabbag – Stolperherz
Boje-Verlag
203 Seiten
12,99 €
Empfohlen ab 12 Jahren

Zur Autorin:
Britta Sabbag studierte Sprachwissenschaften, Psychologie und Pädogik und arbeitete anschließend als Personalerin. Nachdem sie ihren Job verlor, entschloss sie sich, dass zu tun, wovon sie schon immer geträumt hat: Schreiben. Gleich ihr erster Roman schlug ein. Später entwickelte sich aus dem Stoff sogar ein Theaterstück. Es folgten zwei weitere Romane sowie ihr erstes Jugendbuch “Stolperherz”.

Zum Buch:
Die 15-jährige Sanny Tabor ist eine richtige Außenseiterin und hat keine Freunde. Das liegt nicht nur an ihrem angeborenen Herzfehler, der ihr Herz manchmal ins Stolpern und sie selbst zu Fall bringt. Ihre übervorsorgliche Mutter lässt sie kaum einen Schritt alleine machen und dann soll Sanny auch noch in den Sommerferien zur Kur für herzkranke Kinder an die Ostsee. Schlimmer kann es gar nicht mehr werden. Doch dann geschieht ein Wunder und sie erhält die Einladung, die Band Crystal und damit ihren Schwarm Greg auf ihrer Sommertour durch Deutschland zu begleiten. Sanny ergreift die Chance, nichtsahnend, dass der Weg ins Ungewisse, nicht nur den Sommer, sondern auch  ihr ganzes Leben für immer verändern wird.

Meine Meinung:
Sanny hat es nicht leicht. Trotz ihres angeborenen Herzfehlers, wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ein ganz normales Mädchen zu sein. Eines, dass lieben und hoffen kann und Beachtung findet.

Letztendlich wünschte sich doch jeder, etwas zu bedeuten. Für irgendwen, irgendwas.
S. 13

Doch sie ergreift diese eine Chance, ihrem alten Leben zu entkommen und lernt in diesem Sommer nicht nur die Liebe kennen, sondern erfährt auch, was es heißt über sich selbst hinauszuwachsen. Sie muss sich gegen Zickenterror und Missgunst behaupten und jeden Tag neue Herausforderungen meistern. Doch da Sanny eben Sanny ist, lässt sie sich nicht unterkriegen und rettet nicht nur einmal die Situation. Am Ende zieht jeder der ungewöhnlichen Truppe seine ganz eigene Erkenntnis aus den Erlebnissen und es gibt natürlich ein Happy End.

Jeder von uns hatte eine verborgene Geschichte, eine, die von Außen nicht sichtbar war. Ich hatte ein kaputtes Herz, das tickte, wie eine Zeitbombe. Im Grunde waren wir alle gleich – jeder von uns hatte Angst vor etwas, vermisste etwas, liebte etwas, hatte schon mal etwas verloren. […] Es sind die Dinge, die man liebt, die einen stark werden lassen. Und die Menschen.
S. 172

“Stolperherz” ist ein Roman, der uns den Alltag schnell vergessen lässt. Man taucht mit Haut und Haar ein in diese Geschichte, vollgestopft mit Erinnerungen an die eigene erste Liebe und Rebellion gegen die Eltern. Er ist süß, aber nicht kitschig, Er ist lebensbejahend und klug. Er ist witzig und mutig und ein großer Spaß; ein Sommer-Roadmovie der Glückseligkeit und doch so viel mehr. Am Ende lächelt man still in sich hinein und wünscht nur eines: noch einmal fünfzehn Jahre alt zu sein und das ganze Leben vor sich zu haben.

Fazit:
Ein starkes Buch, dass in jedes Bücherregal gehört; von jung bis alt, quer durch die Republik. Es geht um die erste Liebe, Herzschmerz, Mut, Erfahrungen sammeln, Grenzen ausloten und um das Über-sich-hinauswachsen.
Es sollte mehr solcher Bücher geben, die uns diesen Seufzer entlocken, der mit den Jahren verblasste und doch noch tief in uns vibriert und ruft: “Der Sommer gehört uns!”.

[Sanja bloggt]: Nina Vogt-Østli – Der Tag wird kommen

Nina Vogt-Østli – Der Tag wird kommen

Coppenrath
240 Seiten
ISBN: 978-3-649-61386-1


Zu der Autorin:

Nina Vogt-Østli wurde im Jahre 1972 geboren und lebt mit ihrer Familie in Oslo. Nach ihrem Studium der Literaturwissenschaft, arbeitete sie viele Jahre als Online-Redakteurin. “Der Tag wird kommen” ist ihr erster Jugendroman, der bereits vor den Attentaten von Anders-Behring Breivik entstand.


Das passiert:

Hans-Petter hat es nicht leicht. Er lebt allein mit seiner Mutter und führt ein sehr zurückgezogenes Leben. Er hat keine Freunde und wird zu dem noch von den Klassenkameraden gemoppt. Er ist das perfekte Opfer: ruhig und introvertiert, begehrt nicht auf. Doch eines Tages beginnt sein Lehrer ausgerechnet eine Beziehung mit seiner Mutter und er erfährt, dass ihn sein Vater niemals wollte. Zeitgleich chattet er mit einem unbekannten Mädchen namens Fera. Sie hat nicht nur einen ungewöhnlichen Namen und ist mysteriös, sondern sie ist auch jemand, dem sich Hans-Petter endlich einmal anvertrauen kann. Und dann geschieht die eine Sache, die sein Leben plötzlich total verändert und sein Blatt zu wenden scheint. Doch ist es das, was er wirklich will?


Meine Meinung:

Zugegeben, ich hatte mir vom Buch anhand des Klappentextes und der Zusammenhänge mit Norwegen etwas völlig anderes erwartet. Trotzdem ist die tatsächliche Handlung keinesfalls schlecht. Im Gegenteil: das Buch regt zum Nachdenken an und bietet genug Zündstoff, um die Frage zu erörtern, ob jemand böse geboren wird oder aufgrund äußerer Einflüsse und Lebensumstände erst böse wird.

Gut und Böse – die Rollen scheinen zunächst klar verteilt: Hans-Petter ist der Gute. Er will einfach nur sein Leben leben und nicht mehr nur das Opfer sein. Andreas hingegeben, ist als Erzfeind und klassischer Raufbold, das genaue Gegenteil. Er sucht sich seine Opfer und schikaniert sie bis an die Grenze. Andreas hat einige Kumpel um sich gescharrt, die seinem Beispiel gern folgen. Selten kommt Hans-Petter glimpflich davon.

Zu Hause flüchtet er sich in seine eigene Welt, schaut Filme mit der Mutter oder zockt sich durch sämtliche Videospiele. Eines Tages erhält er eine Nachricht von der geheimnisvollen Fera, die ihn irgendwie zu kennen scheint. Doch nicht nur das, sie kennt auch Andreas. Woher? Auf die Frage gibt es bis kurz vor Ende keine Antwort. Doch diese kommt dann so gewaltig daher, das sie mich als Leser schier umgehauen hat. Plötzlich wird das eigene Weltbild noch einmal von einer völlig anderen Seite beleuchtet.

Hans-Petter, der es endlich wagt, eine freundschaftliche Beziehung einzugehen, ist von Fera fasziniert und doch hält er sie für irre, denn sie erzählt ihm von einer verheerenden Katastrophe, die beinahe die Menschheit ausgerottet hätte und das sie in der Zukunft lebe. Doch Hans-Petter hat soviel Freude an dem Kontakt, dass ihn die kleine “Macke” nicht davon abhält, weiterhin mit ihr zu chatten.

Wer ist gut, wer ist böse und warum? Das sind die zentralen Fragen, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung ziehen. Doch schlussendlich ist es Fera, die allen eine Nasenlänge voraus ist und Antworten auf Fragen parat hat, die gar nicht gestellt wurden.


Fazit:

Ein packendes Jugendbuch zu einem ernsten Thema, dass man unbedingt gelesen haben muss!
Leider erschien mir der Anfang zu holprig und der Klappentext ist ein wenig irreführend. Trotzdem eine klare Leseempfehlung!

[Sanja bloggt]: Lena Klassen – Wild

Lena Klassen – Wild
Drachenmond-Verlag
381 Seiten
ISBN: 978-3-931989-79-8
14,90 €
Empfohlen ab: 12 Jahren

Zur Autorin:
Lena Klassen, geboren 1971 fing schon früh mit dem Schreiben an. Später studierte sie Literaturwissenschaften und lebt nun mit ihrem Mann und einem Haufen Tieren in einem Haus mit einem großen Garten und schreibt weiter spannende Geschichten. Für Blanvalet schreibt Lena Klassen unter dem Pseudonym “Maja Winter” Fantasy-Romane.

Zum Buch: 
In “Neustadt” lebt die siebzehnjährige Pi zusammen mit ihren Mitschülern und hat nicht nur die Schule im Sinn. Sie beschäftigt vor allem die Frage, welcher Partner ihr für die Zukunft zugeteilt werden soll.
Einmal in der Woche holen sich alle Bewohner der “Neustadt” ihre Glücksinjektion ab. Sie soll das Leben in erträgliche Bahnen lenken. Gefühle, Krankheiten, Kummer und Leid kennt man nicht in “Neustadt”. Auch Blumen, Düfte und sogar die Kinder werden künstlich erzeugt. Doch Pi ist nicht so glücklich wie die anderen und lebt in einer Dunstwolke, die sie nur schemenhaft ihre Umwelt wahrnehmen lässt.

Niemals stellt jemand das System in Frage, und wenn doch, wird er aus dem System isoliert und muss in die Wildnis. Dort, hinter dem Zaun, herrschen noch Krankheit und Tod. Alle, bis auf Pi, sind glücklich mit ihrer Glücksinjektion – doch dann geschieht das Unfassbare: Die Glücksdosis versagt! Pi muss eine Entscheidung treffen: Für das System und gegen ihre Freiheit oder für die eigenen Entscheidungen, aber den sicheren Tod vor Augen. Wie würdest Du Dich entscheiden?

Meine Meinung:
Zunächst hatte ich Probleme in die Geschichte hinein zu tauchen, mich darauf einzulassen. Ich fand die Namen wie “Glücksstadt” und “Neustadt” einfallslos. Doch nach ein paar Seiten verflog das merkwürdige Gefühl, die Geschichte rund um Pi hat einfach Sogwirkung! Am Ende dachte ich sogar: Wow! Wieso stand das Buch eigentlich die ganze Zeit ungelesen im Regal? Das hatte es nicht verdient.

Die Geschichte ist gut konstruiert. Pi, die Ich-Erzählerin, lebt in Neustadt, doch irgendwie fühlt sie sich nicht ganz dazugehörig. Ob es daran liegt, dass die Glücksinjektion bei ihr anders zu wirken scheint? Und was ist mit Lucky, ihrem besten Freund, der nun ihrer besten Freundin Moon – dem perfekten Mädchen – zugeteilt wird? Wer wird Pi zugeteilt, um das Leben mit ihr gemeinsam in Neustadt zu bestreiten bzw. so weit zu erleben, wie es die Glücksinjektion zulässt?

Als Pi mit ihren Klassenkameraden die wöchentliche Glücksinjektion abholen will, bemerkt sie zunächst keinen Unterschied. Doch allmählich schwant ihr, das etwas nicht stimmt. Spätestens als ein Mitschüler vom Dach fällt und alle anderen aufgrund ihrer Glücksinjektion gleichgültig weitermachen, sind sich Pi, Lucky und ein weiteres Mädchen sicher: Die Glücksinjektion hat versagt.

Die drei lernen zum ersten Malen im Leben, die eigenen Gefühle kennen. Sie können nicht verstehen, warum sie davon ferngehalten werden sollen.

“Wilde Gefühle.  Sie lagen in der Luft.  Sie waren stärker als jede Droge.  Sie 
belebten jedes Herz.  Es musste doch zu spüren sein – für alle?” (S. 107)

Was weiter geschieht, bleibt natürlich geheim ;-) Nur soviel sei verraten: Während der erste Teil des Buches in Neustadt spielt, geht es im zweiten Teil hinter den Zaun in die Wildnis. Welche Gefahren dort lauern, erfährt Pi bald am eigenen Leib, doch schwerer wiegt die Frage, ist das System im Unrecht? Wie kommt sie allein zurecht, nach dem sie ihre große Liebe zurücklassen muss?

“Sammle jedes Gefühl, Pi, sagte er.  Jeden Ärger, jede Regung Wut, jedes ehrliche
Lachen.  Für mich.  Nimm alles mit, Pi, für mich.” (S. 233) 

Eigentlich ist dies eine sehr tiefgründige Erzählung, die zum Nachdenken anregt. Ist das, was uns vorgegaukelt wird, einfach so hinzunehmen oder lohnt es sich aufzustehen und zu kämpfen? Pi jedenfalls will nicht länger in ihrer Dunstglocke leben und nimmt dafür sogar den Tod in Kauf.

Lena Klassen schickt den Leser auf eine atemberaubende Odyssee der Gefühle. Wild und unbezähmbar sind die Gedanken, die in Pi bahnbrechend  hervortreten. Als Leser wird man  hin- und hergezogen und leidet nicht nur einmal, mit der außergewöhnlichen Protagonistin.

Ich kann “Wild” nur wärmstens weiter empfehlen. Ich muss es jedem ans Herz legen, der eine Achterbahn der “wilden” Gefühle bevorzugt und der einfach mal eine etwas andere Geschichte lesen will, die aus dem Einheitsbrei hervorsticht.